Neulich sagte ein Kollege (zwar spaßig, aber vermutlich ernst gemeint) zu mir, dass meine Posts nerven würden. Immer wäre alles bunt und schön und Friede, Freude, Eierkuchen… Das könne man ja auf Dauer kaum aushalten.
Ich habe längere Zeit über seine Worte nachgedacht. Nach einigem Hin und Her bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass er teilweise Recht hat. Meine Posts sind tatsächlich meistens bunt und fröhlich und zeigen natürlich auch meine Erfolge auf. Vermutlich liegt es daran, dass ich tief drinnen ein sehr positiver Mensch bin. Aber im Grunde ist das alles ja nur ein Teil von mir und meinem Leben, ein Auszug aus dem, was mir in meinem Beruf und Leben Spaß und Freude bereitet. Und wenn mir etwas Spaß und Freude bereitet, dann klappt es auch in der Regel sehr gut, wirkt bunt und schön und eben ein bisschen wie Friede, Freude, Eierkuchen.
Dafür gibt es viele andere Dinge, die mir nicht immer gut gelingen, beispielsweise
Ich weiß trotz vielfältiger Listen und Küchengeräte selten, was ich heute wieder kochen soll und werde überrollt von Wäschebergen, die ich nur mit Mühen bezwingen kann.
Ich schaffe es kaum, meine eigene Tochter für die Schule zu motivieren, obwohl ich Förderschullehrerin bin und das täglich mit Schülerinnen und Schülern mache.
Ich verstehe diese ganzen Formate in den sozialen Medien wie Karussell, Reel, Short etc. nur bruchstückhaft und versuche, mich mit gefährlichem Halbwissen und der Hoffnung auf einen zufälligen Durchbruch durchzuschlagen (immerhin bunt und fröhlich).
Ich wache manchmal (zum Glück selten) morgens auf und überlege, was mir weh tun könnte, um einfach liegen bleiben zu können und nichts zu tun.
Es ist gut, dass es diese Dinge gibt, die mich als Menschen genauso ausmachen, wie alles andere. Posten muss ich sie deshalb nicht, da ich euch da draußen meine Wäsche, mein morgendliches Aufwachen, meinen Kampf mit Social Media oder die Diskussionen mit meiner Tochter gar nicht zumuten will. Für so etwas bemühe ich meine Freundinnen, meinen Partner oder gönne mir ab und an mal ein gutes Coaching.
Ich zeige euch lieber die Dinge, die gut laufen, um Lösungsansätze mit euch zu teilen und so das Leben an Schule für alle, die dort lernen und arbeiten, ein bisschen schöner, fröhlicher und bunter zu gestalten. Wen das nervt, der darf gerne wegschauen und sich aufregen. Damit kann ich leben.
Was ist also die Moral von der Geschicht´? Den ganzen Menschen siehst´e hier nicht. Lasst euch also weiter unterhalten von bunten und fröhlichen Erfolgsgeschichten oder überspringt sie auch mal, wenn es zu viel des Guten wird aber immer mit dem Wissen, dass hinter den Posts und Beiträgen, Reels und Shorts Menschen mit Höhen und Tiefen stehen, mal bunt, mal schwarz-weiß, mal fröhlich und mal traurig.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine bunte, positive und schöne Rest-Woche.
- „Muss ich wirklich immer noch besser werden – oder darf ich mich auch einfach mal im Matsch suhlen?“
- Was macht eine Förderschullehrerin eigentlich an einem reinen Gymnasium?
- Welcher Anteil beeinflusst dich?
- „Der Eisberg meines Erfolgs“
- Das wird dich begeistern: die Ergebnisse einer Examensarbeit über Buntes Feedback
